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Jan Oliver im Interview von A bis Z

«Ja, ich bin ein Beziehungstyp»

Seine Karriere als Musiker geht in die zweite Runde: Jan Oliver spielt Klavier, seit er acht Jahre alt ist, doch sein Debütalbum «The Great Escape» veröffentlichte er erst letztes Jahr. Im Interview spricht der 27-Jährige von A wie Anfänge über B wie «Breaking Bounds» (seiner neuen EP) bis zu Z wie Ziele für 2015. 

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Jan Oliver

Jan Oliver

Ein Glück, hat Jan Oliver sein Amt als Mister Schweiz schon seit Jahren abgelegt. Zum Mittagessen im Restaurant Terrasse erscheint er ganze 40 Minuten zu spät - als schönster Schweizer (und möglichst perfekter Schwiegersohn) wäre das wohl nicht von Vorteil gewesen. Als Musiker darf er das schon eher. Manieren hat der 27-Jährige, der sich seit seiner Amtszeit der Musik widmet und kürzlich seine neue EP «Breaking Bounds» veröffentlicht hat, dennoch: Zweimal ruft er an, entschuldigt sich und erklärt später, er habe sich einmal mehr im Schreiben neuer Lieder verloren. Aber wie heisst es doch so schön? Genau: Gut Ding will Weile haben. Willkommen zum grossen Jan-Oliver-Alphabet!

 Anfänge
SI Style: Vor vier Jahren wurdest du noch als Mister Schweiz angesprochen, jetzt trifft man dich als Musiker. In welcher Rolle fühlst du dich wohler? 
Jan Oliver: Im Gegensatz zum Mister Schweiz muss ich mich als Musiker nicht mehr verstellen. Der Titel war ein Amt, wie ein Mantel, den ich nach diesem Jahr wieder ablegte. Ich musste das so sehen, um mich abzugrenzen. 
Was hast du eigentlich in der Zwischenzeit gemacht? 
Erstmal hatte ich eine Krise (lacht). Ich habe schnell gemerkt, dass das nicht mein Metier ist. Mein Umfeld redete ständig auf mich ein und fand meine Rolle besser als ich selbst. Dementsprechend schnell wollte ich mich nach dem Jahr davon distanzieren. Ich zog mich zurück, ging reisen, sah wenige Leute und wollte mir Gedanken über meine Zukunft machen. Wenn es etwas gibt, das ich im Mister-Jahr gelernt habe, ist es, was ich will und was nicht - nämlich keine Kompromisse und keinen Bullshit. Die Musik fühlte sich als Einziges nicht an wie Arbeiten.

 «Breaking Bounds»
Wie nervös warst du vor dem Release dieser EP?
Gar nicht. Es ist vergleichbar mit der «Dezember-Blase»: Plötzlich ist sie da, plötzlich ist Weihnachten. Und jeder denkt: «Scheisse, was ist da passiert?» 
Und wieso gabs nicht direkt ein neues Album?
Die Musikindustrie ist ein paradoxes Business. Ein Album kostet extrem viel und wird trotzdem nur von wenigen Leuten gekauft. Ich wollte aber dranbleiben, neue Songs veröffentlichen. Eine EP war die beste Lösung.
Der Titel deines ersten Albums war «The Great Escape», die neue EP heisst «Breaking Bounds». Hast du ein Bedürfnis nach Ausbrechen?
«The Great Escape» beschrieb diese Phase nach dem Mister-Jahr, in der ich einen Strich ziehen musste. Ich wollte zurück zum Wesentlichen, zurück ins Innere, zu den filigranen Themen. Mit «Breaking Bounds» breche ich dieses Saubere nun wieder. Klar gibt es da auch ein paar Herzschmerz-Songs, aber sie sind nicht ganz so ernst gemeint. «Dancing Alone» klingt eigentlich traurig, aber wer ist schon einsam und tanzt?

– Charakter
Welche Eigenschaft schätzen deine Freunde an dir am meisten? 
(Überlegt) Komisch, mir kommen nur die schlechten in den Sinn (lacht).
Unpünktlichkeit vielleicht?
Das gehört tatsächlich auch dazu. Mein Problem ist, dass ich die Dinge so lange herausschiebe, bis sie mir selber schaden. Das nennt man übrigens Prokastrination, das gibt es wirklich. Das Selbsthilfebuch dazu hab ich mir schon gekauft.

– Duft 
Dein Lieblingsduft?
Parfümmässig, meinst du? Keine Ahnung. Ich hab ja nicht mal mehr ein Parfüm, das wurde aus dem Sortiment genommen. Wahrscheinlich war ich der Einzige, der es gekauft hat.

– Ego
Der Mister-Schweiz-Titel hat dir bestimmt zu Selbstvertrauen verholfen. Baut man als Musiker ein Neues auf?
Hätte ich das Amt als Mister Schweiz das Beste auf der Welt gefunden, wäre mein Ego bestimmt gewachsen. Ich konnte aber nicht mich selbst sein und habe mich bei fast jedem Autogramm gefragt, weshalb ich das überhaupt gebe. Ein Jahr lang mein Sonntagsgesicht zu zeigen, das wurde auf Zeit anstrengend. Wenn man diese Anerkennung als höchstes Gut ansieht, kann es bestimmt gefährlich werden.
Wie wohl fühlst du dich auf der Bühne?
Anfangs war es komisch, weil man eigene Texte und Gedanken offenlegt. Zum Glück hören die meisten Schweizer bei englischen Texten nicht ganz so genau hin, das verschafft mir einen kleinen Vorteil. 

– Fitness
Wie viel ist von deinem Sixpack noch übrig? 
Keine Ahnung… Ich trainiere praktisch nicht mehr. Ich war ja noch nie der Fitness-Junkie, ich machte damals einfach jeden Tag Kampfsport. 
Wie wichtig ist dir dein Äusseres heute? 
Mein Frisürli war mir noch nie wirklich wichtig. Ich hatte bei der Mister-Wahl ja nicht mal einen Schnitt! Und zwei Monate davor noch Haare bis zu den Schultern. Das sollte die Frage eigentlich beantworten. 

– Geld
Wie lukrativ ist deine Arbeit? 
Ich kann immerhin im Terrasse zu Mittag essen... (lacht)
... und zahlst dabei nicht einmal!
Siehst du, noch besser! Nein, ich mache Spass. Natürlich bin ich mit der Musik noch nicht ganz «safe» und arbeite noch ein wenig nebenbei.

– Humor
Wie beschreibst du deinen?
Kindisch! 

– Inspiration, Idole
Welches ist die inspirierendste Person, die du getroffen hast?
Da fällt mir keine Nase ein. Das müssen wohl wenige gewesen sein. Hart, oder?
Hattest du als Kind Idole?
Winnetou, ganz zuoberst! (Lacht) Oh Gott, ich war der Ober-Indianerfreak! Ich hatte immer lange Haare, Federschmuck, Armbänder, und wurde dafür immer ausgelacht.

– Jugendlichkeit
Wieviel Prozent in dir ist Junge, wieviel gestandener Mann?
60% Kind, 40% Mann. Obwohl… wahrscheinlich ist es mehr.

– Konkurrenz
Wie schätzt du das Konkurrenzverhalten unter Musikern in der Schweiz ein? 
In meinen Augen gibt es das unter Schweizern nicht. Jeder hat seine eigenen Ziele, jeder will etwas anderes erreichen. Ich gönne den anderen ihren Erfolg.

Jan Oliver

– Liebe
Einfach: Bist du verliebt? 
Ja. Ins Rindstatar! 
Und sonst?
Auch. 
Bist du ein Beziehungstyp?
Ja. Das würdest du nicht von mir denken, was? Eine nicht zustande gekommene Beziehung war sogar der Auslöser für mein erstes Album.

– Mut
Wie viel Überwindung hat es dich gekostet, voll auf die Karte Musik zu setzen?
Ich wäre der blödste Mensch, hätte ich das nicht gemacht. Und ich habe meinen gesamten Fokus auf sie gelegt. Sonst hätte es nicht geklappt. Wirft man einen Dartpfeil, denkt dabei aber an Fussball, trifft man schliesslich auch nicht ins Schwarze.

– Nähe
Wie schnell öffnest du dich Menschen? 
Je nach dem. Es kommt auf die Sympathie drauf an, auf das Gegenüber, sein Interesse und meine Laune.

– Optimismus
Bist du Optimist, Pessimist oder Realist?
Was liegt zwischen Optimist und Realist? Der Prokastrinateur? (lacht) Nein, eher optimistisch. Sonst würde ich den Tatsachen ja öfter mal ins Auge schauen.

– Plan B
Was war die Alternative zur Musik?
Studieren. Ich interessiere mich für Musik, Medizin, Psychologie, Geschichte, und der Realist in mir wollte, dass ich an die Uni gehe. Der Träumer in mir und mein Herz haben sich aber dagegen entschieden.

– Qual
In welchen Situationen leidest du?
Wenn etwas nicht nach meinem Kopf geht. Und bei meiner Familie. Die macht mich fertig! Unser Verhältnis ist sehr eng, das lässt die Reibung erst zu. Aber es gibt kein anderes Umfeld, in dem ich richtig durchdrehe. Bei uns ist man direkt, man schreit, es wird laut. In der Weihnachtszeit zum Beispiel. Ich hasse diesen Stress. 

– Reisen
Gibt es ein Erlebnis im Ausland, das besonders speziell war?
Ich «latschte» auf den Kilimandscharo, das war eindrücklich. Unsere beiden Guides kifften den ganzen Weg, drehten die grössten Joints, waren 60 Jahre alt aber fit wie ein Turnschuh. Sie haben einen Lohn von sechs, sieben Dollar pro Woche und sin die glücklichsten Menschen der Welt. 

– Sünde
Deine süsseste Sünde? 
Ah, du sprichst von meinem Sadomaso-Zimmer zuhause? (lacht) Nein, im Ernst: Ich esse nie Süsses und schaue nicht mal eine dieser süchtig machenden TV-Serien. Wenn, dann sind es Dokumentarfilme. Mann, bin ich langweilig geworden!
Der Sinn deines Lebens?
Hm. Möglichst viele Rindstatar zu probieren?

– Traum
Hast du einen wiederkehrenden Traum?
Den hatte ich als Kind, jetzt aber nicht mehr.

– Unruhe 
Was beschäftigt dich?
Ich bin ein Optimist, schon vergessen? Klar habe ich Ziele, die ich erreichen möchte, aber Sorgen um mich selbst mache ich mir wenig. Wenn, dann um andere Menschen, meine Freunde. 

– Vorsätze
Was hast du dir für das neue Jahr vorgenommen? 
Ich mache laufend neue Vorsätze. Meistens zum Wochenstart. Generell möchte ich aber noch mehr im Moment leben. Zum Glück zwingt mich die Musik dazu, das zu tun. Ich kann nicht schreiben, wenn ich an etwas anderes denke. 

– Wohnen
Wo lebst du? 
Noch in Luzern, bald vielleicht wieder in Zürich. 
Könntest du dir vorstellen, für längere Zeit im Ausland zu leben? 
Auf jeden Fall, überall. Früher oder später wird es mich wegziehen, vielleicht nach Berlin, London, München. 

– X-Rated
Worüber spricht Jan Oliver nicht?

Über das Sadomaso-Zimmer. Ansonsten über meine Beziehung, die möchte ich nicht in der Öffentlichkeit führen.

– Jetzt darfst du entscheiden: Yacht oder Yoga?
Yoga! Weil ich eine Yacht so oder so irgendwann mal haben werde (lacht). Nein, Spass. Ich praktiziere kein Yoga, dazu bin ich zu unbeweglich. Aber wusstest du, dass ich im Mister-Jahr noch den Spagat konnte? 

– Ziele
Zum Schluss: Was wünschst du dir für 2015?
Vor allem viele neue Texte und ganz viele Konzerte. So, geschafft? 
Ja, Danke!

Jan Oliver

Jan Olivers EP «Breaking Bounds» gibt es hier zu kaufen.

Von Charlotte Fischli am 16. Dezember 2014 - 13:02 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:39 Uhr